Die Grünraumgruppe Breite

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Zum zwanzigsten Jubiläum des Treffpunkt Breite schrieb Jakob Signer im Treffpunkt Bulletin-Sondernummer 4, 2002 folgendes über die Grünraumgruppe Breite:

«Seit der Breite ein Quartierzentrum versprochen wurde, machten sich interessierte Quartierbewohner Gedanken, wie das «Areal Breite-Zentrum» dereinst gestaltet werde könnte: Es sollte das Herzstück des Quartiers werden, eine grosszügige Grünfläche, eine Piazza, offen zum Rhein, umgeben von Gärten, durchzogen von einer Baumallee mit einer Fussgängerverbindung zum Kleinbasel… Der «Breiteplatz» als Stätte der Begegnung und des Spiels sollte hier Gestalt annehmen.

Heute pflegt und kultiviert die Grünraumgruppe wie selbstverständlich die Cécile Ines Loos-Anlage. Aber wie so manches, das im Alltag so einfach funktioniert, hat sie eine lange nicht alltägliche Vorgeschichte. Als 1991 der Architekt Curt Blumer die Grünfläche des «Areal Breite-Zentrum» plante, erhielt der Künstler Benny Schweizer in diesem Projekt ein Mandat, und somit konnten Ideen zur Kunst im öffentlichen Raum rechtzeitig in das Bauvorhaben integriert werden. Von seinem Mitwirken zeugt heute das Lichtkonzept oder der Maulbeerbaum in der Lindenallee.

Ein weiteres Kunst-Werk, der «Kegel» stiess bei den Quartiervertretern auf Wiederstand. Die sozialplastische Installation von Michele Cordasco hätte die Quartierbewohner auf die Möglichkeit der Selbstgestaltung und -verwaltung der Anlage aufmerksam gemacht. Der Künstlersensibilisierte die Leute durch Quartierbegehungen für dieses Anliegen. Diese Rundgänge wurden später von Jost Schweizer und Jakob Signer weiter geführt. Dabei ging es vor allem um das Kennenlernen des Stadtgrün in unserem Quartier. Der Arbeitsgemeinschaft Schweizer-Cordasco wurden beim Bau der Cécile Ines Loos-Anlage vier Lose zugeteilt: 1. Abfangung der Linde beim Durchgang zur Farnsburgerstrasse mit einer runden Blocksteinmauer, 2. Erstellen der Natursteintreppe als Aufgang vom Mergelplatz zum … Quartierzentrum, 3. Bauen und Gestalten des Rinnsals aus Lehm und Steinen, 4. Gestalten und Aussäen des Steingartens mit der Feuerstelle und der Brunnenanlage.
Die verwendeten Materialien stammten mit Ausnahme des Lehms allesamt aus dem Abbruch der alten Breite-Häuser, auch verschiedene Bäume und Sträucher konnten über die Bauzeit gerettet werden.

Die Konstruktion des Rinnsals und der Steingarten enttanden in gemeinsamer Arbeit mit der Quartierbevölkerung. Dank der vorangehenden Sensibilisierung und weil es um «unseren Breiteplatz» ging, erschienen zu diesen Aktionen jeweils über 40 Helferinnen und Helfer mit ihren Kindern.
Es wurden eindrückliche Arbeits- und Begegnungstage. Es war unglaublich, wie sich aus einem riesigen Lehmhaufen an einem einzigen Samstag ein Rinnsal formen liess. Es war Breitlemer Lebensqualität pur, ein Riesenerlebnis, und dasselbe gilt für den Steingarten. Mit diesen Aktionen war die Grünraumgruppe endgültig geboren.

Durch diese Vorgeschichte war es naheliegend, dass die neu entstandene Anlage auch durch die Grünraumgruppe betreut wurde. Die Stadtgärtnerei liess sich auf dieses Experiment ein, und seit dem 1. Januar 1994 sind wir für das Sauberhalten und die Pflege der Anlage verantwortlich. Momentan sind Rosmarie Degen, Dora Rodriquez, Michele Cordasco und Jakob Signer zuständig. Fragen, Anregungen oder Wünsche können an uns gerichtet werden.

Dass die Quartierbevölkerung ihre Anlage selber betreut, ist in Basel (vieleicht sogar schweizweit) einmalig, aber eigentlich empfehlenswert, bleibt sie dadurch doch erst recht unser Grünraum. Die Grünraumgruppe ist kein Verein und auch nicht eine feste Gruppe; jede(r) Areal Breite-Zentrum-Interessierte gehört dazu, nur wissen das viele nicht oder nicht mehr. Von unserem Verdienst legen wir immer einen Teil auf die Seite, um mit diesem Geld Quartieraktionen oder kleine Anlässe rund ums Areal-Breite-Zentrum mitfinanzieren zu können.

Und die Anlage entwickelt sich prächtig! Die Kieshügel wurde 1993 mit Samenmischung für kiesig-sonnige Standorte angesät; einer wächst jetzt langsam zu einer Magerwiese heran, einen andern pflegen wir als Ruderalfläche. Die einheimischen Sträucher und Bäume spenden mehr und mehr Schatten. Der Sandkasten ist auch nicht mehr der prallen Sonne ausgesetzt, die Lindenallee wächst langsam heran. Was dem Platz aber noch immer fehlt ist das Quartierzentrum und der Abschluss gegen Autobahn und Zürcherstrasse. In der Baulücke steht eine Baracke, die wir für kleine Anlässe nutzen, aber ohne Quartierzentrum ist die Cécile Ines Loos-Anlage nicht der Breite-Platz, der zu Begegnung und Spiel animiert, zumal der Verkehrslärm die Begegnungsqualität einschränkt.

Eine Gartenanlage braucht etwa zehn Jahre, bis sie eingewachsen ist… man könnte das Breite-Zentrum also bald in eine eingewachsene Anlage bauen…

Jakob Signer»